Rolf Schmidt hatte in den frühen Neunzigern einen Stern im Palace und überwacht jetzt die kulinarische Qualität der 15 Berliner Lokale des Laggner-Imperiums. In der Gendarmerie muss Küchenvorstandschef Schmidt unbedingt nachjustieren. Das Lokal ist beeindruckend groß, 250 Gäste passen in dieses neue urbane Restaurant mit riesigem Holzrelief und edlen Säulen – aber auch mit lauem Service und Schwächen bei den Speisen. Obwohl wir offensichtlich noch die Karte studierten, kam dreimal der Kellner, um die Bestellung aufzunehmen. Den zu warmen Wein brachte eine Kellnerin, die unsere Temperatur-Kritik mit einem „Wir sagen das auch schon dauernd“ quittierte. Am Nebentisch bat sie später die Gäste, das Eis der Austern in den Weinkühler zu geben, um den Riesling herunterzukühlen. Das Nachschenken klappte mäßig.
Zum Essen: die White-Pearl-Austern, das halbe Dutzend für 22 Euro, waren frisch und gut. Auch der rosa Tafelspitz mit breiten Bohnen und Kartoffelcrèpes war in Ordnung, für immerhin stolze 24,50 Euro. Die Berliner Kalbsleber indes hätte durchaus auch als Babynahrung ins Gläschen gepasst, so weich war alles: die Zwiebeln und vor allem das Fleisch. Dass man bei 100 Euro Umsatz nicht mal EC-Karten annimmt, nur Kreditkarten, war kaum zu glauben. Den negativen Gesamteindruck verstärkte die Tatsache, dass wir im Trubel des Aufbruchs und bereits wartender neuer Gäste die Garderobe selbst holen mussten.
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