Für Gunnar Riedel, Schlagzeuger der Trashmonkeys, hat das Runken-Eck eine Vorgeschichte, die wenig mit Hausmannkost, aber umso mehr mit Nachbarschaft zu tun hat. Als vor rund acht Jahren neben der Capri-Bar noch die Gaststätte Domino von der gleichen Betreiberin residierte, war das kein harmonisches Nebeneinander: „Sie hat immer einen absurden Stress gemacht wegen allem und jedem“, erzählt Gunnar. Aber das ist lange her, widmen wir uns unvoreingenommen dem Runken-Eck, das in einer ruhigen Seitenstraße in Osterdeich-Nähe liegt. Zeit, die einfache, rustikale Einrichtung zu begutachten, bleibt jedenfalls genug, denn auf unser Essen müssen wir lange warten. Als es endlich kommt, gibt es nichts zu meckern. Gunnars Rindersteaks mit Bratkartoffeln und Rotkohl sind genau richtig, meine Rinderroulade ist wie bei Muttern, flankiert von gelungenen Knödeln und Rotkohl. Da sind wir auf den Nachtisch gespannt: Apfelstrudel mit Eis und Sahne gebe es, erklärt die nette Bedienung. Gebucht. Hier schmälert allerdings der Einsatz von Sprühsahne, der wenigstens nicht heimlich in der Küche, sondern hinterm Tresen vollzogen wird, ein wenig das Vergnügen. Und das Eis dazu, Himbeer mit weißer Schokolade, wirkt recht improvisiert. Aber ins Runken-Eck geht man nunmal der Hausmannkost wegen, die nach wie vor in zuverlässig hoher Qualität zu gewohnt niedrigem Preis auf den Tisch kommt. „Alles andere“, hätte Werner Hansch gesagt, „ist schnullibulli“. Atmosphäre und Essen? „Vier von fünf Punkten“, findet Gunnar, PRINZ meint: Drei sind angemessen. Vielleicht klappt’s ja jetzt auch mit der Nachbarschaft, schließlich wohnt Gunnar inzwischen um die Ecke. Aber den Espresso danach nehmen wir trotzdem im Stammcafé Litfass. Und den Absacker natürlich in der Capri Bar.